Mein Weg durch das Burnout: Eine persönliche Geschichte und wertvolle Erkenntnisse
- Ursina Frick
- 17. Juni 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Juli 2024

Meine persönliche Burnout-Geschichte und die ersten Anzeichen
Es begann schleichend. Über mehrere Jahre entwickelte sich eine Aversion gegen Wochenenden und Ferien. An jenen Tagen fiel ich immer öfters in ein tiefes Loch und wusste nichts mit mir anzufangen. Da ich so gerne als Lehrerin arbeitete, habe ich dann viel Zeit ins Vorbereiten gesteckt. Hinzu kamen die Ängste, welche ich schon seit meiner Jugend mit mir herumtrug. Ängste diverse Krankheiten zu haben, die Angst vor der Angst und irgendwann ging es dann mit Panikattacken los. Über viele Jahre baute sich auch ein immer stärkerer werdender Nackenschmerz auf. Ich galt immer schon als Knirscherin, jedoch wusste ich, dass diese Nackenschmerzen nicht daherkamen. Alle Therapien diesbezüglich verstärkten irgendwann nur noch meine Problematik und die Schmerzen, bis ich Migräne mit Aura bekam. Erst habe ich nicht verstanden was mit mir los ist, weil ich meist gar keine Kopfschmerzen, sondern nur die Aura sah und mein Gesichtsfeld sich drastisch verengte. Von da an begann auch meine Schlaflosigkeit. Natürlich waren dies alles Symptome meiner tiefen Erschöpfung.
In den Schulsommerferien versuchte ich mich noch über Wasser zuhalten und meine damalige Therapeutin meinte, wenn ich in die Ferien gehe, dann kann ich es noch herumreissen, doch genau in diesen Ferien zeigte sich ganz deutlich, dass ich nichts mehr herumreissen kann. Durch einen Therapeutenwechsel zu dieser Zeit war ich kurze Zeit gezwungen meinen Hausarzt zu kontaktieren. Ich ging mit einer seitigen Liste an Symptomen zu ihm und sogleich empfiehl er mir einen stationären Aufenthalt und Antidepressiva. – Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich und eine Depression? Ich und Antidepressiva? So weit kann es doch nicht gekommen sein. – Doch rückblickend gesehen, hätte mir vieles bereits viel früher klar sein müssen.
Von da an begann jedoch mein Heilungsweg. Ich durfte nach 6 Wochen Probleme mit meiner Krankenkasse endlich in eine Klinik eintreten und war so dankbar einfach mal Zeit für mich zu bekommen, alles andere ruhen lassen zu dürfen und den Fokus nur auf mich und meine Heilung zu legen.
Wie habe ich meinen Weg aus dem Burnout gefunden?
Die Erkenntnis, dass ich Hilfe benötigte, war der erste und wichtigste Schritt. Ich hatte in den genannten 6 Wochen Zeit meine neue ambulante Therapeutin kennenzulernen und ich erkannte rasch, dass sie den für mich richtigen Therapieansatz hat. Ich bekam dann in der Klinik Zeit meine Situation aus einer neuen Perspektive zu betrachten und die zugrunde liegenden Ursachen meines Burnouts zu verstehen. Durch regelmässige Gespräche lernte ich, meine Grenzen zu erkennen und anzuerkennen, meine Gefühle und Körperreaktionen zu verstehen und einzuordnen und auch meinen Bedürfnissen Raum zu geben und diese auch auszusprechen.
Eine entscheidende Veränderung war die Neugestaltung meines Alltags. Ich durfte erst in eine Arbeitsprogramm und stetig meine Leistungsfähigkeit steigern. Ich setzte klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, nahm mir bewusst Auszeiten und reduzierte meine Belastung, aber auch meine Hobbys in Vereinen. Zudem begann ich mit regelmässiger körperlicher Aktivität und ging immer öfters in die Natur, um abzuschalten.
Spaziergänge, Waldbaden und Barfusslaufen wurden zu wichtigen Bestandteilen meines Alltags. Diese Praktiken halfen mir, im Moment zu leben und den ständigen Strom negativer Gedanken zu unterbrechen. Es war ein langsamer Prozess, aber Schritt für Schritt fand ich zurück zu einem ausgeglichenen Leben.
Präventive Massnahmen gegen Burnout
Burnout vorzubeugen bedeutet, achtsam mit sich selbst umzugehen und frühzeitig Warnsignale zu erkennen. Hier einige Massnahmen, die mir geholfen haben und die auch anderen nützlich sein können:
Zeitmanagement: Effektives Planen und Priorisieren von Aufgaben, um Überlastung zu vermeiden.
Regelmässige Pausen: Kurze Pausen während der Arbeit und längere Erholungsphasen im Urlaub.
Gesunde Lebensweise: Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, regelmässige Bewegung und vor allem tägliche Spaziergänge in der Natur
Hobbies und soziale Kontakte: Aktivitäten, die Freude bereiten, und Zeit mit Freunden und Familie verbringen.
Achtsamkeit und Waldbaden: Techniken, die helfen, im Moment zu bleiben und Stress abzubauen.
Die Bedeutung von Selbstfürsorge im Umgang mit Burnout
Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, besonders im Umgang mit Burnout. Es bedeutet, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und sich selbst genauso wichtig zu nehmen wie andere. Selbstfürsorge umfasst einfache Dinge wie ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung, aber auch emotionale und geistige Pflege durch Hobbys, soziale Kontakte und Entspannungstechniken.
Durch Selbstfürsorge konnte ich meine Energiequellen wieder auffüllen und ein gesundes Gleichgewicht zwischen Anforderungen und eigenen Bedürfnissen finden. Es ist ein fortwährender Prozess, der bewusste Entscheidungen und Selbstreflexion erfordert.
Gesellschaftliche Erwartungen und Burnout: Wie gehe ich damit um?
In einer Gesellschaft, die Leistung und Produktivität über alles stellt, ist es leicht, sich in den Strudel der Erwartungen zu verlieren. Der Druck, ständig erreichbar zu sein und immer mehr zu leisten, kann überwältigend sein. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, sich von diesen äusseren Erwartungen zu distanzieren und eigene Massstäbe zu setzen.
Ich habe mir erlaubt, „Nein“ zu sagen, ohne Schuldgefühle, und Aufgaben abzugeben, die meine Kapazitäten übersteigen. Es war auch hilfreich, offene Gespräche mit meinem Arbeitgeber und Kollegen zu führen und realistische Erwartungen zu kommunizieren. Authentizität und Transparenz sind dabei Schlüsselwerte, die helfen, gesunde Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Die Reise aus dem Burnout war herausfordernd, aber sie hat mir wertvolle Lektionen über mich selbst und meine Grenzen gelehrt. Indem ich Selbstfürsorge priorisiere und auf die Warnsignale meines Körpers und Geistes achte, kann ich ein ausgeglicheneres und gesünderes Leben führen. Burnout ist keine Schwäche, sondern eine Chance, innezuhalten und neu zu justieren.
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